WEB BROWSER MIT MASKEN

Die Überwachungsmethoden der Tracker werden immer ausgefeilter. Selbst bei Online-Apotheken bedienen sich die Datendealer. Datenschutz-Forscher Arvind Narayanan ärgert sich über die Untätigkeit der großen Browser-Hersteller.

 

Aber Tracker lassen sich austricksen so berichtet die NZZ vm 3. Juli 2019.

S. B. · Wer im Internet unterwegs ist, steht unter andauernder Beobachtung von Trackern. Diese verfolgen einen auf dem Weg durchs Web und versuchen herauszufinden, wer man ist und wofür man Geld auszugeben bereit ist. Mehr als die Durchlöcherung der Privatsphäre schmerzt die schlechte Werbung, die einem danach aufgezwungen wird. Sie verfolgt einen während Tagen.

Offensichtlich sind die Informationen, die die Tracker zusammentragen, viel Geld wert. Nur so lässt sich erklären, dass ein beträchtlicher technischer Aufwand betrieben wird, um die Tracker laufend weiterzuentwickeln, damit sie immer bessere Tracker-Blocker überwinden können. Doch eine Studie des Nationalen Forschungsinstituts für Informatik und Automatisierung in Frankreich kommt zum Schluss, dass Tracker-Blocker, die auf diesen Listen beruhen, nicht sehr effizient sind. Sie könnten nur rund drei Viertel aller Tracker entdecken.

Die Mozilla Foundation, für die Entwicklung des Firefox-Browsers zuständig, hat eine neue Möglichkeit vorgestellt, um die Tracker auszutricksen: Anstatt zu versuchen, die Weitergabe von Informationen an Tracker zu unterbinden, sollen diese mit einem Überfluss an falschen Informationen getäuscht werden. Es werden vier Persönlichkeitsprofile angeboten: Man kann sich als Hipster ausgeben, als Millionär, als Verschwörungstheoretiker oder als Influencer. Zu jedem Profil gehören 100 Web-Adressen. Der Millionär beispielsweise interessiert sich für Aktienkurse und Luxusgüter; der Influencer informiert sich über Gesichtscrèmes, der Hipster über die neueste Musik. Nachdem diese Web-Adressen automatisch im Hintergrund geöffnet worden sind, sehen einen die Tracker mit neuen Augen, und man bekommt eine Weile lang neue Werbung.

Das Aufrufen von 100 Websites kann den Hauptspeicher eines Computers stark belasten, und der Effekt nützt sich rasch ab. Bald bekommt man wieder die alte Werbung zu sehen. Mozilla möchte mit der Aktion einmal die Tracker verwirren, vor allem aber die Anwender für den Datenschutz sensibilisieren.

Während Mozilla den Schutz der Privatsphäre bei der Weiterentwicklung des Firefox-Browsers in den Mittelpunkt stellt, setzt Google andere Prioritäten. Die Firma, die das Geschäft mit Online-Werbung dominiert, hat kein Interesse daran, die Tracker auszubremsen. Ende Juni hat die «Washington Post» in einem vielbeachteten Artikel den Chrome-Browser von Google als «spyware» beschrieben. Im Verlauf einer einzigen Woche habe der Google-Browser mehr als 11 000 Cookies auf der Festplatte abgelegt, um im Auftrag von Trackern die Aktivitäten des Benutzers zu dokumentieren. Zwar biete Chrome Optionen an, um die Privatsphäre abzudichten, doch die Standard-Einstellungen böten keinen genügenden Schutz.

Aus dem NZZ-E-Paper vom 03.07.2019

Was ein Browser für eine Aufgabe hat können Sie hier lesen.