INTERPRETATION EINES LAWINENBULLETINS

Jeder Skitüreler oder Schneeschuhsportler kennt es, das LAWINENBULLETIN des SLF, des WSL.

Als Skitourenleiter SAC und ehemaligem Lawinenspezialisten der Schweizer Armee ist es mir wichtig, dass meine Begleiter/innen auf einer Schneeschuh- oder Skitour zumindest etwas Bescheid wissen was es bedeutet in den Bergen bei Schnee unterwegs zu sein oder zuminst dies lernen zu wollen.

Täglich um 17 Uhr gibt das SLF die aktuelle Lawinensituation bekannt.

Doch was genau bedeutet das, wenn ein Gebiet gelb, orange oder gar rot ist?
Was bedeutet von West über Nord bis Ost? Was heisst über 1400 Metern mässige Gefahr oder wie kann eine Lawine überhaupt entstehen, ab welcher Hanglage ist eine Lawine zu erwarten?

Ab und zu instruiere ich auf einer meiner Touren, was genau diese Themen angeht, draussen in der Natur und praktisch an einem Hang. Das ist mir seit … wichtig. Auch, wie man sich in einer heiklen Situation mit der REGA in Verbindung setzt wenn das Mobiltelefon nicht funktioniert.

1993 mit meiner ehemaligen SAC Sektion Höhrohnen (Wädenswil und Umgebung) auf dem Weg zum Glatten. Zweitages Tour mit CPR Instruktion am Abend.

Nicht immer hat ein Mobiltelefon in den Bergen Empfangssignal, daher ist ein Funkgerät stets eine bessere Wahl.

 

Werner Munter, früher vom SAC verachtet und gefürchtet hat eine einfache und praktische Methode entwickelt mit welcher sich recht sicher eine ungewollte Lawinensituation „berechnen“ lässt, die 3 * 3 Methode.

1. Vorebreitung zu Hause. SLF und Wetterprognosen wie Webcams konsultieren.
2. Lokal vor Ort, was kann ich erkennen wenn ich loslaufe?
3. Jeder Hang wird einzeln beurteilt. Übung kann man nur lernen in der Praxis und mit den Jahren.

Wann kann eine Lawine überhaupt ins Gleiten kommen, wann ist ein Hang 30 Grad und mehr?

Hangneigung:
Ab wann hat ein Hang eine Neigung von 30 Grad und mehr?

Für den erfahrenen Skitüreler ist das dann der Fall, wenn ich nicht mehr ohne grosse Anstrengung „geradeaus“ obsi gehen kann, wenn ich einfacher einen Hang erklimme indem ich Spitzkehren einbaue. Von elektronischen Hilfsmitteln (Apps) halte ich nichts, diese sind Akkufressend (besonders im kalten Winter) und spiegeln eine vermeintliche Sicherheit (die gibts eh nie in den Bergen).

Mit den Skistöcken kann man eine Hangneigung recht einfach bestimmen.

Ab einer Hangneigung grösser 30 Grad kann eine Lawine ins Gleiten kommen.

 

Schneedecke:
Unter Schneedecke versteht man im Allgemeineinen, wie der Schnee in einem Gebiet aufgebaut ist. Eine Schneedecke ist aufgebaut wie eine Crèmeschnitte. Wenn es schneit, kommen die Schneeflocken am Boden an und schichten sich übereinander. Jeder einzelne Schneefall bildet eine neue Schicht. Die Schneekristalle in der Schneedecke wandeln sich ständig um und so verändern sich die Schichten während des ganzen Winters. Verantwortlich für diese Umwandlungen sind vor allem die Temperaturunterschiede in der Schneedecke. Diese kann dicht oder locker sein.

Notfallsituation, Lawinwenabgang:
Sollte einmal eine Lawinen Menschen verrschütten, so ist es wichtig, richtig zu handeln.
Wenn ich alleine bin alarmiere ich sofort die REGA 1414 per Telefon oder eben per Funk auf dem E-Kanal 161.300 MHz. Das REGA-APP hat den Vorteil, dass die Örtlicheit, die Koordinaten mitgeschickt werden an die REGA-Zentrale.

Danach suche ich einen Lawinenverschütteten nach verscheidenen Kriterien. Nach drei Minuten ist ein Verschütteter massiv gefährdet. Sobald ein geschulter Lawinenund auf den Platz kommt trete ich ab, denn dieser hat mit seiner Nase eine viel grössere Erfolgschance einen Verschüttetetn zu finden. Das habe ich persönlich mehrmals erlebt bei verschiedenen Übungen.

Wie kann eine Lawine entstehen, welche Arten gibt es?
Die meisten Lawinenopfer sind heute Schneesportler, die „ihre“ Lawine meist selbst ausgelöst haben.

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Lawinen:

Lockerschneelawinen, die von einem Punkt ausgehen, und

Schneebrettlawinen, bei denen eine ganze Schneetafel gleichzeitig ins Rutschen kommt. Lockerschneelawinen sind meist harmlos; gross und gefährlich werden hingegen die Schneebrettlawinen.

Schneebrettlawinen entstehen auf Hängen, die steiler als rund 30 Grad geneigt sind. Die Schneedecke ist als Folge von verschiedenen Niederschlagsereignissen geschichtet. In Schönwetterperioden beeinflusst das Wetter die Schneeoberfläche massiv. Es kann sich Oberflächenreif bilden, oder die Schneeoberfläche kann sich anderweitig so ungünstig umwandeln, dass die durch den nächsten Schneefall abgelagerte Schicht keinen genügenden Halt findet. Diese Situation ist häufiger in sehr steilen Schattenhängen anzutreffen.

Schneebrettlawine

Gleitet diese Schneeschicht – das Schneebrett – von selbst ab, spricht man von einer spontanen Auslösung. Kann sich zum Beispiel während eines starken Schneefalls der Schnee nicht genügend verfestigen und mit der darunter liegenden Schneeschicht verbinden, so kann es zum Bruch innerhalb der Schneedecke kommen. Ähnlich wie bei anderen quasi-spröden Materialen kann es bei Überlastung ausgehend von natürlichen Schwachstellen in der Schneedecke zu einem Schädigungsprozess kommen. Dadurch entstehen am Rand des geschädigten Bereichs immer grössere Spannungsspitzen und die Schädigung wird grösser. Schliesslich, wenn der geschädigte Bereich gross genug wird, entsteht – entlang einer Schichtgrenze – ein sich schnell ausbreitender Bruch. Innerhalb weniger Sekunden können sich grosse Hangteile ablösen (Bruchgeschwindigkeit um die 20 m/s) und nach dem Zugbruch am oberen Rand abgleiten. Die Schneetafel zerbricht und donnert mit schnell zunehmender Geschwindigkeit zu Tale. Trockene Schneebrettlawinen, die sich vor allem fliessend fortbewegen, erreichen Geschwindigkeiten von 50–100 km/h. In sehr steilem Gelände kann sich aus einer trockenen Schneebrettlawine während des Absturzes eine Staublawine entwickeln, die 200–300 km/h schnell werden kann.

Auch wenn die Schwachschicht unter dem Schneebrett das Gewicht der darüber liegenden Schichten zu tragen vermag, so kann sie immer noch über längere Zeit nach dem Schneefall schwach genug sein, dass ein Schneesportler lokal einen Bruch erzeugen kann, der dann zum Abgleiten der ganzen Schneetafel und damit oft zur Verschüttung des Schneesportlers führt. In diesem Fall spricht man von einer künstlichen Auslösung, die auch gewollt durch den Einsatz von Sprengstoff zur Sicherung von Skigebieten eingesetzt wird.

Aufgrund der Topographie und der Wechselwirkung von Gelände und Wetter (Strahlung, Wind etc.) können die Eigenschaften der Schneedecke räumlich und zeitlich stark variieren. Es ist daher bis heute nicht möglich, den genauen Ort und Zeitpunkt eines Lawinenniederganges zu prognostizieren. Allerdings ist es möglich, die Wahrscheinlichkeit eines Abganges abzuschätzen. Darauf beruht die Lawinenwarnung. Täglich werden in den Alpenländern Lawinenlageberichte ausgegeben, die Alpenbewohner und Touristen zuverlässig vor erhöhter Lawinengefahr warnt.

Was beeuten die Grafiken in einem Lawinenbulletin?

Gefahrenstufen:
1. Gering:
Es sind keine Alarmzeichen feststellbar. Lawinen können nur vereinzelt, vor allem an extrem steilen Hängen ausgelöst werden.

2. Mässig:
Alarmzeichen können vereinzelt auftreten. Lawinen können vor allem an sehr steilen Hängen der im Lawinenbulletin angegebenen Expositionen und Höhenlagen ausgelöst werden. Grössere spontane Lawinen sind nicht zu erwarten.

3. Erheblich:
Kritische lawinensituation. Wummgeräusche und Risse sind typisch. Lawinen können vor allem an Steilhängen der im Lawinenbulletin angegebenen Expositionen und Höhenlagen leicht ausgelöst werden. Spontane Lawinen und Fernauslösungen sind möglich.

4. Gross:
Sehr kritische Lawinensituation. Spontane und oft auch sehr grosse Lawinen sind wahrscheinlich. An vielen Steilhängen können Lawinen leicht ausgelöst werden. Fernauslösungen sind typisch. Wummgeräusche und Risse sind häufig.

5. Sehr gross:
Ausserordentliche Lawinensituation. Viele sehr grosse und extrem grosse spontane Lawinen sind zu erwarten. Diese können Strassen und Siedlungen in Tallagen erreichen.

LVS, Lawinen Verschütteten Suchgerät:
Ein LVS muss in erster Linie zuverlässig arbeiten und vom Nutzer bedient werden können. Am Bedienen schietern die allermeisten Rettungen in einer Notfallsituation, das zeigen mit jahrelange und viele praktische Erlebnisse. Ein LVS sendet etwa 50 meter weit sein Signal auf 457 kHz. (Mitelwellenbereich).


Einzelne Grafiken:
An Hängen oberhalb 1400 Metern und über die Ausrichtungen West über Nord bis Ost zutreffend.

Gewicht von Schnee:
Schnee hat nicht immer dasselbe Gewicht. Das kann Jeder bestätigen der schon mal ein paar Minuten Schnee geschaufelt hat.

1m3 (Kubikmeter) hat ein Gewicht von:
Nassschnee etwa 750 Kg.
Pulverschnee etwa 50 Kg. Meist weit unter Null Grad Celsius
Trockener Altschnee etwa 400 Kg

Vorbereitung:
Es geht nichts über eine gute, seriöse Vorbreitung, das habe ich bereits früher geschrieben.

REGA- UND FUNKGERÄTETEST

2009 Nähe Arvigrat, Wirzweli

2020 Lawinenkurs mit Amateurfunkern.

Warum ist Schnee eigentlich weiss?

 

Noch in Bearbeitung

Marco, 6. Dezember 2021