IDEALISMUS

Idealismus heisst für mich, sein Denken und Handeln an Idealen auszurichten.

Nur das Ideal und seine Umsetzung sind massgeblich.

Die persönlichen Gefühle und Wünsche werden hinten angestellt.

Idealismus verleiht Flügel und ist Motor für die persönliche und gemeinschaftliche Weiterentwicklung.

Man kann aber auch die Bodenhaftung verlieren, ausbrennen oder fanatisch werden.

Idealismus ist eine Richtung in der Philosophie:

Die Welt wird im Gegensatz zum Realismus und Materialismus allein vom Geist bestimmt. Idealismus passt gut zu einem Jahresanfang. So kann ich mich fragen:

Welche Ideale sollen im kommenden Jahr im Mittelpunkt stehen?

Was bedeutet Idealismus in der Philosophie?
Idealismus stammt kommt aus dem Griechischen ab „idea“: die Idee, das Urbild.
Man geht davon aus, dass die Wirklichkeit, die Materie und die Welt allein vom Geist geschaffen werden. Sie sind nicht real, sondern ein Abbild dessen, was wir denken und erfahren haben. Die Welt ist die Idee, die wir von ihr haben. Erweitert sich unsere Erkenntniskraft, verändert sich auch das Leben, da es nun anders wahrgenommen wird.

Diese Erkenntnis scheint mir besonders wichtig.

Dem griechischen Philosophen Platon geht es bei der Idee auch um das Wesen aller Dinge, das wir vor unserer Geburt in einer idealen Welt gesehen haben. Aus seiner Sicht erinnern wir uns daran, an das Wahre, Gute, Schöne und haben eine Sehnsucht danach.

Was ist Idealismus im heutigen Sprachgebrauch?
Idealismus ist auch heute noch der Gegenpol zu Materialismus und Realismus. Er erhebt positive Eigenschaften und überpersönliche Ziele zu Idealen, denen nachgestrebt wird. Dazu zählen Harmonie, Selbstlosigkeit, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. Die angestrebten Gefühle, Verhaltensweisen und Ziele beinhalten, dass die eigenen Bedürfnisse untergeordnet werden. Idealismus ist losgelöst von Egoismus, Vernunft und dem, was bisher als möglich erachtet wurde. Es gibt mehr. Idealismus greift nach den Sternen, um sie in dieser Welt, wie sie ist, zu installieren. Sein Anliegen ist, sich selbst und die Welt besser zu machen.

Woher kommen Ideale?
Platon nach kennen wir den idealen Zustand noch aus vorgeburtlicher Zeit. Heute kann man davon ausgehen, dass die Familie unser erstes Bild davon prägt, was ideal und erstrebenswert ist. In der Position des Kindes haben diese Ideale eher einen einschränkenden, moralisch geprägten Eindruck. Dasselbe gilt für kulturelle, religiöse und gesellschaftliche Vorgaben einer Welt, in der Selbstlosigkeit und Mitgefühl mit allen Geschöpfen als Idealzustände gelten. Vielleicht ist man vom Kopf her damit einverstanden und möchte „besser“ werden. Aber eben nur vom Kopf her. Weil es sich gehört, weil man gut da stehen will und weil es das Gewissen beruhigt.

Auch Wissen, z.B. über die Zusammenhänge von unserer Lebensweise und ihrer schädigenden Wirkung auf die Umwelt, kann Anstoss für die Entwicklung von Idealen und entsprechenden Denk- und Handlungsweisen sein. Ich nenne das Allgemeinwissen. Soziale Ungerechtigkeit kann Basis idealistischer Zielsetzungen in der Politik und in Teilen der Gesellschaft sein.

Ideale können aus dem Kopf („du solltest“) oder aus dem Herzen („es ist mir ein echtes Anliegen“) kommen. Aus dem Herzen sind sie authentischer und können eine grosse Kraft freisetzen.

AEUGST, 12. Februar 2018