AUFKLÄRUNG, SAPERE AUDE, MÜNDIGKEIT, HABE MUT

In der Epoche der Aufklärung (1720 – 1820) gab es auf sozialer, philosophischer und politischer Ebene viele Fortschritte und Veränderungen.

Welche das sind und wie diese die Literatur der Aufklärung beeinflusst haben, erkläre ich gerne hier.

(Hinweis: Bei allem Kursivgeschriebenen handelt es sich um Zitate Kants.)

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“

➜ Ursachen dafür sind Faulheit“ und Feigheit“, da es „bequem ist unmündig zu sein„.

➜ Deshalb ist es für Menschen sehr schwer mündig zu werden.
➜ Selbst wenn es jemand schaffen sollte, wäre er sehr unsicher, weil er an die Freiheit nicht gewöhnt wäre.

➜ Allerdings ist nicht zu verhindern, dass sich eine grosse Menschenmenge selbst aufklärt, da „[…]sich immer einige Selbstdenkende […] finden [werden], welche […] den Geist […] selbst zu denken um sich verbreiten werden„.

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

➜ Unmündigkeit besteht nicht wegen „Mangel an Verstand“, sondern wegen Mangel an „Entschliessung und Mut“.

➜Durch „Satzungen“ und „Formeln“ wird der Mensch an die „Unmündigkeit geketttet„.
➜Man kann „nur langsam zur Aufklärung gelangen“.

Wortlaut zur Definition Aufklärung:
Sapere aude, pdf-File

AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten
Unmündigkeit.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich
seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschliessung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.

Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!
ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so grosser Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.

Es ist so bequem, unmündig zu sein.

Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.

Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das
verdriessliche Geschäft schon für mich übernehmen.

Dass der bei weitem grösste Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, ausser dem dass er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben.

Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, dass diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt ausser dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so gross nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.

Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten.

Er hat sie sogar lieb gewonnen und ist vorderhand wirklich unfähig,
sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals
den Versuch davon machen liess.

Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Missbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fussschellen einer immerwährenden Unmündigkeit.

Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalesten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist.

Daher gibt es nur wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres
Geistes sich aus der Unmündigkeit heraus zu wickeln und dennoch
einen sicheren Gang zu tun.

Dass aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit lässt, beinahe unausbleiblich.

Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende, sogar unter den eingesetzten Vormündern des grossen Haufens finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um sich verbreiten werden.

Besonders ist hiebei: dass das Publikum, welches zuvor von ihnen unter dieses Joch gebracht worden, sie hernach selbst zwingt, darunter zu bleiben, wenn es von einigen seiner Vormünder, die selbst aller Aufklärung unfähig sind, dazu aufgewiegelt worden; so schädlich ist es, Vorurteile zu pflanzen, weil sie sich zuletzt an denen selbst rächen,
die oder deren Vorgänger ihre Urheber gewesen sind.

Daher kann ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen. Durch eine Revolution
wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotism und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zustande kommen; sondern neue Vorurteile werden, ebensowohl als die alten, zum Leitbande
des gedankenlosen grossen Haufens dienen.

Fazit aus meiner Sicht:
Kant sieht den Menschen als selbstdenkendes Wesen, das sich von den Dogmen und Regeln der Kirche befreien möchte.

Als Unternehmensberater habe ich während vieler Jahre Firmen beraten,. Waren es erst vorwiegend banken und Versicherungen im  Bereich Informatik-Sicherheit waren es später kleinere Firmen im gesamtheitlichen Kontext.

Bei beiden ist mir aufgefallen, wie unmutig und ängstlich die Chefs sind wenn es um Entschiedungen treffen geht.

Händchen halten habe ich mir jeweils gesagt.

Ein Patriarch (gibt es heute kaum noch, ähnlich wie richtige Männer), per se eine gute Sache trifft Entscheidungen aus Überzugung funkdiert mit Wissen.

Sapere aude; Wage es zu wissen! Hinterfrage die Dinge.
Wage etwas zu hinterfragen tiefer zu gehen, tiefer zu schürfen. Wage es nachzufragen, warum eigentlich?

Von Kant oder von Horaz kann ich nicht sagen, was ich aber mit viel Erfahrung bestätigen kann ist, dass die meisten Menschen Angst haben Entscheidungen zu treffen und dahinter zu stehen, auch wenn eine Entscheidung sich mal als falsch oder nicht ganz korrekt entpuppen.

Kommandieren, Kontrollieren, Korrigieren, einer meiner Leitsätze die ich dazu passend finde. ODer wer hat gesagt; gefährlich ist er denkt?

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AEUGST, 13. Juni 2021