AUFKLÄRUNG 1720 – 1800

Die Epoche der Aufklärung betrifft ungefähr den Zeitraum von 1720 bis 1800. Die zentrale Entwicklung war das Streben nach Freiheit und Vernunft. Jeder Mensch sollte seinen Verstand gebrauchen und sich so aus seiner eigenen Unfreiheit befreien.

Die Vertreter der Aufklärung kamen vor allem aus dem Bürgertum und lebten in ganz Europa. Viele von ihnen setzten sich gegen vorherrschende Machtverhältnisse ein. Dieses Bestreben führte letztendlich zur Französischen Revolution .

Das Symbol der Aufklärung ist das Licht: Auf Französisch heißt die Epoche deshalb siècle des Lumières (Jahrhundert der Lichter) und auf Englisch enlightenment (Erleuchtung). Das Licht der Erkenntnis soll im übertragenen Sinne Licht ins Dunkel des Mittelalters bringen. Die Aufklärung wird deshalb auch oft als Anbruch der modernen Zeit angesehen. 

Die Aufklärung war eine Epoche im 18. Jahrhundert. Die europaweite bürgerliche Bewegung stand vor allem für die Ideale der Vernunft und der Freiheit.

  • Zeitraum: 1720-1800
  • Einordnung: zwischen Barock und Sturm und Drang
  • Geschichte: vergangene Kriege und Glaubenskonflikte, Säkularisierung, Absolutismus, Verstädterung und Emanzipation des Bürgertums
  • Weltbild: selbstbestimmtes Individuum, Erziehbarkeit des Menschen, Abschaffung der Ständegesellschaft, Bürgerrechte, Freiheit, Toleranz
  • Themen: menschlicher Verstand, kritisches Denken 
  • Literatur: Vermittlung der aufklärerischen Ideale, Erziehung, Nützlichkeit, hauptsächlich Dramen 
  • Vertreter: Lessing , Gottsched, Wieland, Kant, Rousseau , Voltaire
  • Folgen: Säkularisierung, Französische Revolution, weitere Aufstände

Das Zeitalter der Aufklärung folgte auf die Epoche des Barock (1600-1720) — eine Zeit, die durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und Pestepidemien geprägt war. Durch die Reformation hatte sich die Kirche in die katholische und die protestantische Konfession aufgespalten. So entstand eine Vielzahl konfessionell abgegrenzter Kleinstaaten: Das Heilige Römische Reich deutscher Nation war in über 300 Einzelstaaten aufgeteilt. Dadurch kam es hier immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen.

In der Konsequenz hinterfragten viele Menschen den Herrschaftsanspruch der Kirche und des Adels. Denn das Bürgertum gewann an Bildung und Wohlstand und missbilligte die angeblich gottgegebenen Hierarchien in der Gesellschaft. Der Absolutismus, also die Alleinherrschaft eines Kaisers oder Königs, und die mittelalterliche Ständegesellschaft gerieten in die Kritik.

In Frankreich gipfelte diese Entwicklung in der Französischen Revolution (1789-1799), deren Anhänger „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ forderten. König Ludwig XVI wurde hingerichtet, die Privilegien des Klerus (geistlicher Stand) und des Adels abgeschafft und die Leibeigenschaft wurde für beendet erklärt. Auch in anderen europäischen Ländern kam es zu Aufständen, die jedoch weniger erfolgreich waren. 

Eine weitere Konsequenz war die Säkularisierung, also die Beschlagnahmung oder Nutzung kirchlicher Besitztümer durch staatliche Organe. Diese Entwicklung begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und setzte sich ins 19. Jahrhundert hinein fort. 

Weitere prägende Rahmenbedingungen der Zeit waren ein starkes Bevölkerungswachstum, eine zunehmende Verstädterung und technischer Fortschritt, wie etwa die Erfindung der Dampfmaschine durch Thomas Newcomen (1712) und James Watt (1769). 

Im Zusammenhang damit steht auch ein bestimmtes Welt- und Menschenbild, das sich in der Aufklärung entwickelt hat. Der Mensch als Individuum stand stärker im Fokus. Jeder Mensch wurde also als eigenständiges, einzigartiges Einzelwesen betrachtet. Klassenzugehörigkeit sollte keine Rolle mehr spielen, vielmehr forderten die Aufklärer Menschenrechte und Bildungsmöglichkeiten für alle.

Durch Bildung sollte allen Menschen die Möglichkeit gegeben werden, sich durch Vernunft aus der eigenen Unfreiheit zu befreien — geistig wie materiell. Dafür steht auch das Motto von Immanuel Kant : „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Er hat auch die zentrale Forderung seiner Zeit formuliert: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“

Die Epoche Aufklärung brachte auch neue philosophische Strömungen hervor:

Der Rationalismus geht davon aus, dass Wissen durch Vernunft entsteht. Folglich wird dem Denken ein größerer Stellenwert zugewiesen als der Erfahrung.  Dafür steht beispielsweise der bekannte Satz von René Descartes: „Ich denke, also bin ich.“ Gleichzeitig fordern die Rationalisten, bestehendes Wissen kritisch zu hinterfragen. So beschäftigte Gottfried Wilhelm Leibnitz sich etwa mit der Frage, warum Gott Leiden und Schlechtes in der Welt zulässt, also mit der sogenannten Theodizee.

Auf der anderen Seite stand die philosophische Strömung des Empirismus: Für seine Vertreter stammte Wissen hauptsächlich aus der Erfahrung und der Wahrnehmung. John Locke stellte etwa fest, dass Menschen ohne Wissen auf die Welt kommen und sämtliche Kenntnisse erst durch Erfahrung und Beobachtung erlangen. 

Die Aufklärer beschäftigten sich mit einer Vielzahl an verschiedenen Themen und Motiven:

  • Kritik an der vorherrschenden Ordnung: gesellschaftliche Hierarchien, staatliche Systeme, Kirche/Religion
  • Forderung nach Gleichheit und Toleranz
  • Fortschrittsglaube
  • Individualismus
  • bürgerliche Protagonisten
  • Erziehung und Bildung
  • Etablierung einer landesspezifischen Hochsprache (z. B. Hochdeutsch) 
  • klarer, sachlicher Stil

AEUGST, 4. Juni 2023